Gute Vorsätze gehören zum Jahreswechsel dazu wie das Amen in der Kirche. Genau wie die Frage: „Na, hast Du gute Vorsätze für das neue Jahr?“

Ganz ehrlich? Schon das „gut“ ist ein Wort, was uns unterschwellig schon bei der Frage unter Druck setzen kann, ohne dass wir es bemerken. Es impliziert, dass ich etwas vorhaben muss, das ich im nächsten Jahr verbessere. Aha. Muss ich das!? Nope.

 

Was ist sind gute Vorsätze?

Ein Vorsatz ist prinzipiell etwas, das sich jemand bewusst und entschlossen vorgenommen hat. Eine feste Absicht, um etwas zu erreichen. Zum Beispiel: „Ab dem Jahreswechsel hör ich auf zu rauchen“ oder „…such mir einen neuen Job“. Beides ist eine feste Absicht, aber sie sind beide nicht konkret. Vorsätze sehen in der Regel immer so aus. Jemand will mit dem Rauchen aufhören, sich gesünder ernähen, den langweiligen und unterbezahlten Job wechseln usw.

Konkret wird es nicht und das ist fast schon der Beinbruch für den Vorsatz. Unkonkret bedeutet, dass es schwer wird, Anliegen umzusetzen. Wir wissen nicht, wie das Ergebnis aussehen soll, wofür wir es erreichen sollen und warum – also wie sollen wir es denn so erreichen?

Ich setze mir seit vielen Jahren keine Vorsätze mehr. Aber ja, ich war auch mal eine Person, die sich so klassische gute Vorsätze vorgenommen hat wie „ich mach ab dem Jahreswechsel mehr Sport, ernähre mich gesünder, lese mehr, blablabla“. Ich hab sie mittlerweile in Teilen umgesetzt, aber nie als Vorsatz zum Jahreswechsel.

 

Gute Vorsätze vs. konkrete Ziele

Statt dass ich mir einen Vorsatz vornehme, nehme ich mir stattdessen Ziele vor. Ein Ziel unterscheidet sich nämlich vom Vorsatz wesentlich dadurch, dass es einen konkreten Punkt gibt, an den wir kommen wollen. Und das wiederum impliziert ein bewusstes Handeln, damit wir diesen Punkt (zu einem bestimmten Zeitpunkt) auch erreichen. Das heißt, ein Ziel ist wesentlich konkreter als ein Vorsatz.

Wenn sich also jemand einen neuen Job suchen möchte, könnte ein guter Vorsatz so aussehen:

„2021 such ich mir einen neuen Job.“  Das ist definitiv eine feste Absicht, ein klarer Wunsch. Der wird uns aber nicht erfüllt, nur weil wir ihn in der Silvesternacht in den vom Feuerwerk hell erleuchteten Himmel sprechen. Keine Fee kommt geflogen und wir haben diesen neuen Job mit mehr Gehalt, der uns Spaß macht. Nä. Wir müssen aktiv werden. Dafür brauchen wir einen konkreten Plan. Und bei guten Vorsätzen fehlt der ganz häufig. Wir haben uns keinen Gedanken über das WIE gemacht. Somit fällt es schwer, die entsprechenden Schrite zu gehen.

Beim Ziel könnte es wie folgt aussehen:

„Im nächsten Jahr werde ich bis Ende Februar genau überlegen, welchen Job ich eigentlich zukünftig machen will.“, denn: wenn wir schon die Motiviation haben, uns einen neuen Job zu suchen, dürfen wir konkret werden und uns das WARUM und das WIE dahinter überlegen.

Das könnte so aussehen:
„Ab März schreib ich x Bewerbungen / Monat (Woche), spätestens Ende Juni kann ich kündigen und habe einen neuen Job mit mehr Gehalt, der mir deutlich mehr Spaß macht.!“

Diese Aussage ist deutlich umfangreicher, weil sie ein Ziel definiert, also einen Handlungs“auftrag“ und einen Zeitpunkt, zu dem ich mein Vorhaben umgesetzt oder erreicht haben möchte. Damit ist’s konkret und leichter umsetzbar. Zumindest viel leichter als „ab Neujahr mach ich xyz“. Beim Rauchen genau so. Nehme ich mir vor, täglich x Zigaretten weniger zu rauchen und Ende Februar bin ich damit rauchfrei, dann wird’s konkret.

 

Die Krux: gute Vorsätze erzeugen Druck und Stress!

Ein „guter“ Vorsatz ist ja eigentlich etwas Gutes, könnte man meinen. Aber: wir nehmen uns Dinge vor ohne konkreten Plan. Wenn wir ehrlich sind, dann wissen wir insgeheim schon bevor der Vorsatz eingehalten werden muss, dass es schwierig werden könnte, diesen einzuhalten. Die meisten Menschen beharren trotzdem darauf, weil es sich ja um ach so gute Vorsätze handelt. Und damit erzeugen vermeintlich gute Vorsätze Druck und damit Stress!

Nochmal am Beispiel „mit dem Rauchen aufhören“. Viele Menschen wolllen aufhören, aber es fällt ihnen schwer. Das ist trotzdem ein guter Vorsatz, denn es ist natürlich gesünder, nicht zu rauchen. Meistens ist es nicht so einfach, das Rauchen einfach sein zu lassen. Der Vorsatz ist zum Scheitern verurteilt, weil ein Raucher meistens Schwierigkeiten mit dem Aufhören hat. Somit wird schon Druck und Stress erzeugt, wenn wir den Vorsatz formulieren, denn eigentlich hat man ja Schwierigkeiten mit dem Aufhören. Und deswegen machen wir es uns zum Vorsatz, weil wir es unbedingt erreichen wollen und das über Druck, Stress und auch Zwang. Wir setzen uns eine Grenze, ab der wir etwas, was wir eigentlich gern machen (oder was wir nicht einfach lassen können), nicht mehr machen „dürfen“.

 

Ziele kann man mit Freude verbinden!

Ein Ziel hingegen hat die Chance, Dir Freude zu bereiten. Das heißt nicht, dass der Weg leichter ist und dennoch: Du überlegst Dir genau, WARUM Du etwas machen möchtest. Das Ergebnis (rauchfrei) „lockt“ Dich statt dass Du von einem auf den anderen Tag nicht mehr rauchen darfst. Du freust Dich auf das Ergebnis, auch wenn der Weg dahin nicht weniger schwierig ist.

Zum Beispiel: „täglich zwei Zigaretten weniger“ und „ab dem 01.03. bin ich rauchfrei!“. Wenn das Ziel ist, rauchfrei zu sein, weil Du dann besser atmen kannst, Dich insgesamt fitter fühlst etc., dann lockt es Dich. Wenn Du das erste Mal spürst, dass die Reduzierung der Glimmstengel sich positiv auf Deinen Körper auswirkt, die Wohnung oder Klamotten nicht mehr riechen… Dann kann es gut sein, dass es Dir sogar Spaß zu machen beginnt, weiter auf das Ziel hinzuarbeiten.

 

Gute Vorsätze sind starr!

Ein Ziel kannst Du unterwegs bequem ändern und anpassen. Ein Vorsatz wie „ich höre auf zu rauchen“ ist starr und begrenzt. Es gibt keine „Grauzone“, kein entweder/oder. Sobald wir den Vorsatz verändern, haben wir ihn eigentlich schon wieder gebrochen, weil wir ihn ja nicht eingehalten haben. Das kann vor allem auf unbewusster Ebene zu massivem Stress führen. Viele Menschen gehen mit sich selbst hart ins Gericht, wenn sie Vorsätze nicht einhalten oder etwas nicht geschafft haben. Ein Ziel kannst Du „auf dem Weg“ anpassen ohne dieses schlechte Gefühl von „hab ich nicht geschafft“ oder „ich kann das nicht“. Manchmal kommt gerade bei guten Vorsätzen auch der ein oder andere Satz von unseren Mitmenschen wie „Du wolltest doch eigentlich…!?“

 

Dein Warum ist Dein Antreiber

Stell Dir wirklich die Frage nach dem WARUM, denn es ist Dein Antreiber. „Warum möchte ich das Ziel erreichen? Welcher Antreiber steckt dahinter? Welche Motivation? Was will ich erreichen und warum will ich diese Veränderung? Ist sie wirklich für mich? Möchte ich bestimmten (vermeintlichen) Erwartungen von außen entsprechen? Oder jemandem etwas beweisen? Oder ist es mein Ziel?“

Fragen über Fragen… denn oftmals – das erlebe ich in meinen Coachings ganz oft – setzen Menschen sich Ziele und gute Vorsätze, die nicht ihre eigenen sind. Vielleicht stört Deinen Partner, dass Du rauchst, Dich ungesund ernährst oder weniger Sport machst als damals als Ihr Euch kennengelernt habt. Vielleicht kamen auch schon blöde Sprüche, weil Du ein paar kg „zu viel“ hast… nicht mehr so viel unterwegs bist. Wenn das Dein Antreiber ist, wird es Dir schwer fallen, den Vorsatz umzusetzen und auch Dein Ziel zu erreichen, weil es nicht DEIN ZIEL ist. (Abgesehen davon wäre Dein Partner ein kleiner Kackarsch und verdiente einen Tritt in sein Hinterteil!🤬)

 

Möchtest Du die Veränderung für Dich?

Was willst Du und warum willst Du es? Und willst Du diese Veränderung wirklich für Dich selbst? Denn nur, wenn Du mit Dir im Einklang bist und das Ziel mit Freude verbindest, dann kann das auch gut klappen. Weil Du weißt: wenn ich das erreiche, dann juhhuuuuuu! (was auch immer Dein Ergebnis ist… rauchfrei, gesünder essen etc.)!  Wenn Du das Ergebnis erreichen willst und Dich darüber am Ende freuen wirst, wenn Du es geschafft hast, dann wirst Du auch den Weg dahin schaffen! Denn Du hast nun Dein Wunschergebnis klar formuliert und verbindest es mit FREUDE!!! …dann hast Du auch ne wirklich gute Chance, Dein Ziel zu erreichen. Ohne gute Vorsätze. =)

Also check immer nochmal kurz: ist es ein Vorsatz (=fällt mir schwer, das einzuhalten) oder ist es ein Ziel (=etwas, das ich erreichen will und das ich mit Freude verbinde)?

 

Erlaube Dir Wünsche statt Druck/Stress/Zwang

Wenn das was Du ändern willst, wirklich von innen kommt und Dein WARUM klar ist, dann hast Du eine gute Chance, Dein Ziel auch zu erreichen und das Gute: DU BRAUCHST NIE WIEDER VORSÄTZE. Ziele sind die eigentlichen Helden unter den Neujahrsvorsätzen. Und auch wenn Du dieses Jahr (wieder) Vorsätze hattest und sie nicht umgesetzt hast: don’t worry. Nicht schlimm. Wir sind alle nur Menschen und dieses Ding mit den Vorsätzen ist uns ja ach echt eingebläut worden.

Also: nimm es mit einem Lächeln und überleg Dir ab jetzt einfach was Dein Ziel ist, wie Du es erreichen willst und denk immer an das Gefühl dahinter. So wird’s leichter!

Und für’s nächste Jahr kannste ganz easy pisi das Ding mit den Vorsätzen sein lassen, weil Du jetzt weißt: Ziele erreichen ist viel viel cooler und macht sogar Spaß! 🥳

Happy new year! 🥂

Alles Liebe
Deine Corinna